Gnade!
4.30 Uhr, Nebel, leichter Niesel! Die Rute ist krumm, am anderen Ende zieht eines dieser Kampfschweine mit Urgewalt. Ich bin stinkemüde und denke so bei mir:" Wäre klasse, wenn mal `ne Stunde keiner beissen würde!" Nein, kein Fiebertraum, sondern "bittere" Realität. Ich muß wirklich lange überlegen, wann wir das letzte Mal so viele Karpfen gefangen haben und bei mir war das Ende der 80er Jahre am Lac du Der, Rolf hat vergleichbare Erinnerungen an den Salagou.

Aber von Anfang an:
Ende letzten Jahres vereinbarten Rolf und ich einen gemeinsamen Angeltrip nach Frankreich. Immer wieder mußten wir dieses gemeinsamen Fischen verschieben, oder fanden einfach nicht den für beide passenden Zeitpunkt. Aber jetzt sollte es endlich losgehen und wir beschlossen einem der zahlreichen Flüße in Frankreich einen Besuch abzustatten.

Der erste Blick auf den Fluß im Zentrum Frankreichs war vielversprechend: ausgedehnte Schilfufer, Seerosenfelder und weitestgehend unberührte Natur. Anglerische Konkurrenz war weit und breit nicht zu sehen. Was will man mehr?!

Nach dem üblichen Procedere, Wolkenbruch beim Aufbau des Zeltes mit Hageleinlage, und dem daraus resultierenden Entschluß die Front doch einzuzippen, kam es wie es kommen mußte, denn nach ca. 1 Stunde hatten wir bereits den ersten Lauf. Es folgte der Drill eines kampfstarken Fisches von ca. 13-14 kg im Dauerregen. Schon hier zeigte sich, dass die Fische wahnsinnig kampfkräftig waren und sehr gut im Fluß trainiert hatten. Ich habe selten so ausdauernd und hart kämpfende Fisch erlebt. Die Fische waren durch die Bank makellos und in allen denkbaren Varianten vorhanden: Schuppies und wunderbar beschuppte Spiegler, fanden den Weg auf unsere Matte.

 

Um Weißfischattacken möglichst gering zu halten, fütterten wir ausschließlich mit einem Boilie den wir euch bald präsentieren werden in 20 und 24 mm Durchmesser, die wir anfangs sehr großflächig über die gesamte Breite des Flußes ausbrachten und später nur noch auf den eigentlichen Angelplätze anfütterten. Durch den Verzicht auf Partikel jeglicher Art, konnten wir die Weißfischattacken sehr gering halten und fingen über die gesamte Zeit höchstens ein Dutzend Döbel.

Um es kurz zu machen: Die Karpfen stiegen voll auf unsere Köder ein, so hatte allein ich in der ersten Nacht sieben Läufe. Interessanterweise hatten wir viele Fische, die hart an der 15 kg Marke kratzten, selten Fische unter 13 kg und wirklich jedesmal Kampf bis zum Abwinken. Nach den ersten 42 Fischen hatten wir noch keinen Fisch über 15 kg und zweifelten langsam daran, ob dieser Flußabschnitt auch größere Karpfen, jenseits der magischen 15 kg Marke, beherbergt. Doch nach Fisch Nummer 42 kamen dann erstmal 6 Fische über 30 Pfund.

Es war das erste Mal in all den Jahren, von den Anfangsjahren mal abgesehen, dass wir ohne Boilies nach Hause gefahren sind. Insgesamt habe allein ich 50 Kg von den neuen Knödel in 6 Tagen und Nächten verblasen, zusammen haben wir dabei sicher mehr als 100 Fische gefangen. Selten Doppelfänge! Die Futterstrategie sah relativ einfach aus: Nach jedem 4. Fisch 3 Kg Knödel nachfüttern!

Ich habe selten in einem Gewässer gefischt, dass so viele und vor allem so wunderschöne Fische beherbergt. Zum Großteil makellos und ich denke mit dem größten Fisch dieser Sitzung, einem Schuppie, von 20,7 kg haben wir die Spitze des Eisberges noch nicht erreicht. Wir hoffen sehr, dass wir die Gelegenheit bekommen irgendwann nochmal in diesem tollen Fließgewässer zu fischen. Da wir unter der Woche völlig allein waren, hat niemand etwas von unseren außergewöhnlichen Fängen mitbekommen und das ist wohl auch besser so!

LG
Andreas